Auch in diesem Jahr freuten sich der NABU und sein bayrischer Partner LBV über eine rege Beteiligung an der Stunde der Gartenvögel. Fast 57.000 Vogelliebhaber haben sich vom 10. bis 13. Mai eine Stunde Zeit genommen und in über 37.300 Gärten über 1.260.000 Vögel gezählt. In Esslingen waren es 392 Vogelfreunde in 222 Gärten – vielen Dank! Denn je mehr Daten erhoben werden, um so aussagekräftiger werden die Ergebnisse. Dabei spielen nicht die aktuellen Platzierungen die größte Rolle, sondern die langjährige Entwicklung.
Insektenfressende Vogelarten wie diese Blaumeisen finden immer weniger Futter (Foto: NABU/Ludwichowski).
Auch der heiser klingende Hausrotschwanz gehört leider zu den Verlierern. In Esslingen hat er um deutliche 31% abgenommen (Foto: NABU/Fotonatur).
Samenfressende Finkenarten wie dieser Stieglitz zeigen dagegen eine Bestandszunahme (Foto: Jürgens)
Viele Verlierer unter den Gartenvögeln
Im Schnitt wurden 33,8 Vögel je Garten gezählt, nur 3,1% weniger als beim langjährigen Durschnitt von 34,9 Vögel/Garten. Dennoch sind bundesweit betrachtet die Vogelzahlen leider leicht rückläufig. Der Wert „Vögel/Garten“ beispielsweise war für die typischen Gartenvögel Amsel, Kohlmeise, Blaumeise, Elster, Grünfink und Buchfink noch nie so niedrig seit 2011! Gerade insektenfressende Vogelarten oder Vögel, die zumindest ihre Jungen hauptsächlich mit Insekten füttern, weisen wegen des dramatischen Insektensterbens einen generellen Abwärtstrend auf. Um einen besseren Eindruck über die wirklichen Insektenbestände zu gewinnen, hat der NABU-Dachverband eine neue Mitmach-Aktion ins Leben gerufen, den „Insektensommer“.
Im Kreis Esslingen dürfen wir uns dieses Jahr dagegen bei vielen Gartenvögel über eine Bestandszunahme freuen.
Die Haubenmeise liegt in Esslingen zwar nur auf Platz 41, gehört aber mit +443% zu den heimlichen Gewinnern (Foto: T. Dove).
Die Podestplätze
Platz 1 geht auch 2018 an den Seriensieger Haussperling. Knapp 5 Spatzen pro Garten tschilpen in den Hecken oder von Hausdächern, deutschlandweit waren es 183.934 Tiere (+2%). In Esslingen wurden insgesamt 1097 Haussperlinge gezählt, eine Zunahme um 37%.
Platz 2 ging wieder an die Amsel. Bundesweit und auch in Esslingen ist die Amsel die am häufigsten anzutreffende Vogelart (in 94,78% bzw. 92,79% der Gärten). In Esslingen hat der Bestand um 14% zugenommen, insgesamt aber leider wieder abgenommen (-4%). Der Usutu-Virus wird als Ursache für den steten Rückgang angenommen.
Platz 3 nimmt die Kohlmeise ein. In Esslingen blieb der Bestand mit +5% stabil, bundesweit sank er weiter (-7%). Nur durchschnittlich 2,58 Kohlmeisen tummeln sich pro Garten, 2016 waren es noch über 3 Tiere.
Fotos: Haussperling/Fotonatur, Amsel/Delpho, Kohlmeise/König
Der Vogel des Jahres
Auf Platz 4 kommt bundesweit der Vogel des Jahres, der Star. Mit 2,21 Tieren pro Garten liegt dieser Wert nur leicht unter dem Durchschnitt seit 2006 von 2,35 Stare/Garten. Der Bestand scheint nach dem gravierenden Einbruch von 2002-2006 nun stabil zu sein, bleibt aber weit unter der Anzahl, die es um die Jahrtausendwende gab.
(Foto: F. Hecker)
In Esslingen wurde der Star 380-mal gezählt und liegt damit auf Rang 5 (+10%).
Dicht hinter der munteren Blaumeise, die 389-mal gesichtet wurde und in Esslingen Platz 4 einnimmt (-5%).
Platz 5 geht bundesweit an den Feldsperling. Der eigentliche Feldbewohner scheint sich weiterhin in der Stadt wohl zu fühlen (-2%).
Plätze 6 bis 10
Bundesweit verteilen sich die weiteren Gartenvögel aufgrund ihrer Häufigkeit auf folgende Ränge:
Platz 6: Blaumeise (-7%), Platz 7: Elster (- 6%), Platz 8: Mehlschwalbe (-7%), Platz 9: Ringeltaube (+3%) und Platz 10: Mauersegler (-17%).
Bis auf die Ringeltaube zeigen alle diese Vogelarten einen leichten Rückgang. Auch die langjährigen Sorgenvögel Mehlschwalbe und Mauersegler weisen nach dem Aufatmen 2017 wieder nach unten. Der besorgniserregende Rückgang an Fluginsekten könnte eine Ursache für diese Entwicklung sein.
Im Kreis Esslingen haben sich die Ränge teilweise anders verteilt:
Platz 6: Rabenkrähe, Platz 7: Elster (+9%), Platz 8: Feldsperling (+12%), Platz 9: Grünfink und Platz 10: Buchfink.
Die Rabenkrähe hat dabei um deutliche 98% zugenommen. Auch die beiden Finken-Arten wurden in Esslingen wieder deutlich mehr gezählt (Grünfink: +45%, Buchfink: +13%).
Im Gegensatz zum deutschlandweiten Abwärtstrend von -4% beim Grünfink und -8% beim Buchfink. Bei beiden Vogelarten wurden seit 2011 nie weniger Vögel je Garten gezählt. Beim Grünfink geht man davon aus, dass der Bestand unter der anhaltenden Trichomonaden-Infektion leidet.
(Foto: NABU)
Vogel sucht geeigneten Garten
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller hofft, dass die vielen Vogelfreunde, die sich an der Stunde der Gartenvögel beteiligt haben, sich auch für deren Erhalt einsetzen und ihren Garten vogel- und naturfreundlich gestalten. Auf der NABU-Homepage finden Sie viele Anregungen, wie Sie ihren Garten naturnah gestalten können, z.B. „Wie die Vögel in den Garten kommen“
Hier finden Sie auch die genauen Ergebnis-Listen der „Stunde der Gartenvögel“