Arten, die alle Lebensräume besiedeln können (Ubiquisten):
20 Arten wurden den Ubiquisten zugeordnet, 19 davon sind in Esslingen nachgewiesen; nur der Sperber fehlt. Girlitz, Sumpfmeise und Wacholderdrossel stehen auf der Roten Liste Esslingens.
In dieser Gruppe sind die zehn häufigsten Vogelarten in Esslingens Außen-bereichen vertreten mit teilweise sehr starken Bestandszunahmen zwischen 1995 und 2010 (ausgedrückt in Prozentzahlen) :
Kohlmeise: 320 Brutpaare (abgekürzt BP), + 211 % Bestandszunahme;
Amsel (296 BP, + 76 %)
Mönchsgrasmücke (243 BP, + 176 %)
Buchfink (234 BP, + 119 %)
Star (215 BP, + 89 %)
Haussperling (126 BP, + 563 %!)
Zilpzalp (123 BP, + 112 %)
Rabenkrähe (111 BP, + 106 %)
Blaumeise (109 BP, + 38 %)
Zaunkönig (93 BP, + 258 %).
Die häufigste Vogelart in Esslingen
mit 320 Brutpaaren:
Kohlmeise
Foto: Dr. Claus König
Obwohl unter diesen Vogelarten auch die Rabenkrähe ihren Bestand verdoppelte, konnten die fünf Freibrüter-Arten Amsel, Mönchsgrasmücke, Buchfink, Zilpzalp und Zaunkönig ebenfalls ihre Bestandszahlen zwischen 76 % und 258 % erhöhen. Dies widerlegt die Annahme vieler Menschen, dass Rabenvögel die anderen Singvogelarten ausrotten würden.
Der Bestand der Elster (27 BP, + 13 % Zunahme) ist nahezu gleich geblieben. Den Eichelhäher (21 BP, + 24 %) zieht es offenbar zunehmend vom Wald in die Haus- gärten. Auch diese beiden Arten haben wenig Einfluss auf die Populationen der kleineren Singvögel.
Sie rottet keine kleinen Singvogelarten aus!
Rabenkrähe
Foto: Gerd Peter
Von 14 möglichen Greifvogelarten kommen nur vier in Esslingen vor: Mäusebussard, Schwarzmilan, Turmfalke, Wanderfalke. Der Wanderfalke fehlte 2013 und 2014 und sein Brutversuch 2015 schlug fehl. Auch die häufigen Arten wie Mäusebussard und Turmfalke zeigen in Esslingen einen deutlichen Bestandsrückgang.
Seltener Brutvogel in Esslingen:
Schwarzmilan
Foto: T. Dove
Von 7 möglichen Eulenarten ist nur eine, der Waldkauz, nachweisbar.
Fehlt in Esslingen:
Steinkauz
Foto: T. Dove
Der massive Artenschwund allgemein und besonders in Esslingen hat innerhalb eines kurzen Zeitraums von etwa 100 Jahren stattgefunden. Zwischen 1941 und 1972 sind viele Arten dem Insektizid DDT zum Opfer gefallen. Nach dem Zweiten Weltkrieg, etwa ab 1950, setzte eine starke Bautätigkeit ein, so dass heute eine Wiederbesiedlung vieler Lebensräume nicht mehr möglich ist, weil die Flächen fehlen.
Um artenreiche Lebensräume in Esslingen zu entwickeln, müssen zu den oben genannten Maßnahmen zur Aufwertung von Gewässern, Ackerland und Streuobst-wiesen noch folgende hinzukommen:
Keine weitere Natur- und Landschaftszerstörung durch Bautätigkeit
Der Natur in Esslingen wurde und wird durch Bebauung der größte Schaden zugefügt. Platzmangel führt zu genetischer Verarmung und Isolation der Teilpopulationen.
Leinenpflicht auch im Außenbereich
Esslingen hat viele Hunde, die für wild lebende Tiere immer einen Störfaktor darstellen. Bodenbrütende Vogelarten stellen Nestbau und Brutgeschäft ein, wenn die Störungen zu häufig auftreten. Eine Leinenpflicht ist dringend nötig, damit die Kernflächen von Streuobstwiesen und Äckern beruhigt werden. In Streuobstwiesen als landwirtschaft-lichen Sonderkulturen besteht außerdem für Unbefugte ein ganzjähriges Betretungs-verbot.