13. bis 16. Mai 2021
Trotz des mancherorts ungemütlichen Wetters haben sich deutschlandweit über 141.620 Vogelliebhaber zur 17. Stunde der Gartenvögel aufgemacht und in 95.716 Gärten, Parks oder auch auf Balkonen insgesamt über 3,17 Mio. Vögel gezählt. In Esslingen waren es 905 Vogelfreunde, die 16.413 Gartenvögel in 566 Grünanlagen gemeldet haben.
Erfreulicherweise zeigen die meisten Vogelarten nach den schlechten Zählungen im vergangenen Jahr wieder einen leichten Aufwärtstrend oder konnten zumindest ihren Stand halten. Mit knapp 33 Individuen/Garten von leicht über 11 verschiedenen Arten wurden auch wieder deutlich mehr Vögel als im Vorjahr entdeckt, der langjährige Durchschnitt von 34,3 wurde aber nicht erreicht.
Haussperling, Amsel, Kohlmeise (Fotos: Lars Klein)
An der Spitze keine Überraschungen
Wie auch schon in den letzten Jahren war bei der diesjährigen Stunde der Gartenvögel der Haussperling der am meisten gesichtete Vogel, deutschlandweit wurden insgesamt 522.804 Spatzen gezählt. Und auch in Esslingen liegt der Haussperling auf Platz 1 mit 2761 Individuen. Im Schnitt 5,46 Spatzen wurden pro Garten gemeldet, in Esslingen ähnlich mit 4,88 Vögel/Garten.
Auf Platz 2 im Bundesgebiet und auch im Kreis Esslingen liegt die Amsel mit 283.437 (BRD) bzw. 1667 (ES) Tieren. Das regnerische Wetter kommt der Amsel zwar entgegen, findet sie doch so leichter ihre Leibspeise Regenwürmer. Aber unabhängig vom Wetter nimmt die Amsel schon seit 2005 den 2. Rang ein. An diesem langen Wochenende wurde fast in jedem der beteiligten Gärten eine Schwarzdrossel gezählt: In 92,21% aller Gärten und in 93,11% der Esslinger Gärten.
Den 3. Platz nimmt schließlich die Kohlmeise ein. Deutschlandweit wurde die flinke Meise mit der schwarzen Haube 267.377 gezählt, in Esslingen 1553 Vögel. Dabei hat sich bei der Kohlmeise der Bestand um 15% (BRD) bzw. 17% (ES) im Vergleich zum letzten Jahr gesteigert.
Der Star unter den Vögeln
Auch beim Star sieht der Trend im Vergleich zum Vorjahr positiv aus. Im gesamten Bundesgebiet wurden mit 233518 Stare/Garten 24% mehr gemeldet (Platz 4). In Esslingen hat sich der Star sogar um stattliche 138% verbessert und liegt mit 1522 Individuen bei uns nur knapp hinter der Kohlmeise auf dem 4. Platz, kurz lag der Star sogar auf dem 3. Platz.
(Foto: Lars Klein)
Welche Auswirkungen hatte das Blaumeisensterben?
Das Ergebnis der Blaumeise wurde mit etwas Sorge erwartet. 2020 hatte ein bakterieller Erreger gebietsweise zu einem Massensterben dieser kleinen Meise geführt. Und auch in diesem Jahr gab es schon Meldungen von an dem Bakterium Suttonella ornithocola erkrankten Tieren. Erfreulicherweise hat sich ihr Bestand durch erfolgreiche Bruten scheinbar wieder etwas erholt. Die Blaumeise erreicht zwar nicht Spitzenwerte wie 2016, liegt mit 193722 Individuen bundesweit bzw. 892 Individuen in Esslingen jeweils auf dem 5. Platz. (Foto: Lars Klein)
Stieglitz sticht heraus
Mit deutlichen +39% bundesweit kann auch der Stieglitz als ein Gewinner gezählt werden. Auf der deutschlandweiten Rangliste hat sich der auch Distelfink genannte Vogel von Platz 21 auf Platz 16 „hochgearbeitet“ (41396 Tiere). In Esslingen ist der Anstieg des farbenfrohen Finks nicht ganz so deutlich, aber mit einem Zuwachs von +22% liegt er auf Rang 19.
Beim Kernbeißer hat sich der Trend sogar um +70% verbessert und kommt auf Platz 35 mit 11744 Individuen.
Beiden gemeinsam ist, dass sie ihre Jungen vegetarisch großziehen. Dadurch sind sie nicht von Insekten abhängig, was hinsichtlich des Insektenrückgangs ein Vorteil sein könnte. (Foto: Lars Klein)
Sorgenvögel schneiden in Esslingen besser ab
Mehlschwalbe (Foto: NABU) und Rauschschwalbe (Foto: Lars Klein)
Rein insektenfressende Vogelarten wie Mauersegler, Rauchschwalbe und Mehlschwalbe zählen dagegen schon länger zu den Sorgenvögeln. Auf das gesamte Bundesgebiet bezogen scheint der starke Abwärtstrend zwar abgebremst, aber ein richtiger Aufwärtstrend ist auch nicht zu sehen. Die Mehlschwalbe kommt auf Platz 10 (-0%), der Mauersegler auf Platz 11 (-14%) und die Rauschwalbe auf Platz 18 (+5%).
Im Kreis Esslingen scheinen diese Sorgenvögel dagegen dieses Jahr Aufwind zu haben: Mit insgesamt 630 Tieren liegt die Mehlschwalbe auf Platz 8 und verzeichnet ein Plus von 43% gegenüber 2020. Auch der Mauersegler hat sich von seinen schlechten Werten 2020 wieder erholt und kommt auf Platz 10 (+39%). Die größte Steigerung ist aber bei der Rauchschwalbe zu finden mit einem Plus von 202% in Esslingen (Platz 27)!
Bundesweit hat sich der Bestand des Grünfinks noch nicht wieder erholt, in Esslingen ging es dieses Jahr mit dem auffälligen Finken dagegen etwas aufwärts (+21%).
(Foto links: Lars Klein)
Der auffällig wippende Hausrotschwanz fühlt sich in Städten immer weniger wohl. Ein Mangel an möglichen Brutnischen und Nahrung könnten dafür verantwortlich sein.
(Foto rechts: Fotonatur)
Ehemalige Waldbewohner ziehen in die Stadt
Einen auffallend positiven Trend sieht man bei den ehemals eigentlich im Wald lebenden Arten Buntspecht und Ringeltaube. Bundesweit liegt die Ringeltaube sogar auf dem 8. Platz und kommt in knapp der Hälfte aller Gärten vor (+11%). In Esslingen nimmt die Ringeltaube mit einem stabilen Bestand Platz 11 ein. Auch der Buntspecht wird immer mehr in Innenstädten gesichtet (+23%) und kommt auf Platz 17 (BRD) bzw. Platz 18 (Esslingen/+43%).
Auch der Vogel des Jahres, das Rotkehlchen, setzt nach einem kleinen Absacken im vergangenen Jahr seinen Aufwärtstrend fort. Deutschlandweit kommt der possierliche Vogel auf Platz 9 und wurde in fast 58% der Grünanlagen gesichtet. In Esslingen nimmt das Rotkehlchen Platz 13 ein und macht mit einer Steigerung von + 43% nicht nur das schlechte Ergebnis von 2020 wett, sondern überholt auch die Ergebnisse der vergangenen Jahre. (Foto: Lars Klein)
Die Feldlerche hat dieses Jahr in Esslingen mit -85% leider den größten Abwärtstrend zu verzeichnen. (Foto links: Mike Lane)
Die Mönchsgrasmücke hat sich dagegen gegenüber 2020 in Esslingen um herausragende 76% verbessert. (Foto rechts: Tine Jensen)
NABU Dachverband
Die gesamte Auswertung der „Stunde der Gartenvögel 2021“ mit ausführlicher Statistik finden Sie auf der Homepage des NABU Dachverbandes unter:
Mit insgesamt 30 Tieren zeigt die Nilgans in Esslingen den größten positiven Trend zum Vorjahr mit 3977%! (Foto: Rolf Jürgens)